Die Astronomie fußt im wesentlichen auf sehr ausgefeilten Instrumenten, mit denen der Himmel beobachtet wird. Mittlerweile hat man sich weit über das Zeitalter der "Fernrohre" hinausentwickelt, die heutigen Instrumente zur Himmelsbeobachtung sind sehr komplexe Gebilde. Es bedarf einer Vielzahl von Disziplinen, um ein heutiges Hochleistungs-Weltraumteleskop aufzustellen.
Das derzeit im Bau befindliche ELT (Extremely Large Telescope) , das von der Europäischen Südsternwarte in Chile gebaut wird, erhält beispielsweise einen Hauptspiegel von 39 m Durchmesser; da wird es viel zu sehen geben. Zu sehen heißt hier, dass die Teilspiegel Strahlung einfangen und auf Sensoren lenken, die diese dann erfassen, so dass sie rechnerisch aufbereitet werden können.
Es wird also viel gerechnet, korrigiert, analysiert und zusammengesetzt werden, um uns dann schließlich eine Vorstellung von dem zu geben, was da draußen vor sich geht, genau genommen, vorgegangen ist, da ein Blick in den Himmel ja immer ein Blick in die Vergangenheit ist.
So möchte man mit den neuesten Teleskopen eine so hohe Empfindlichkeit und Auflösung haben, dass man sogar in die Zeit kurz nach dem Urknall schauen kann. Wir möchten sozusagen unserer eigenen Geburt zuschauen. Was für ein faszinierender Gedanke.
Derzeit schon vorhanden und zugänglich sind faszinierende Bilder von entstehenden Galaxien, Gaswolken und bizarren Gebilden im Weltall, in leuchtende Farben umgesetzt; die Farben gehen auf die Anregungszustände der vorhandenen Elemente zurück. So erzeugt angeregter Wasserstoff alpha ein Rot und 2-fach ionisierter Sauerstoff (OIII) Spektrallinien im Blau-Grün-Bereich.
Es gibt rote, blaue, türkise und sogar grüne Galaxien und Nebel, die aus einem unerschöpflichen Farben- und Formenreichtum zu schöpfen scheinen.
Ebenfalls breit bekannt wurden Bilder des Hubble-Teleskops, die mit der sogenannten Hubble-Palette erzeugt wurden. Hier wurde nunmehr eine neue Farbzuordnung vorgenommen, um eine für unser Auge bestmögliche Auflösung zu erzielen: es ist eine Falschfarbendarstellung, bei der beispielsweise H alpha dem Grünkanal und OIII dem Blaukanal zugeordnet wurde.
angeregt durch diese mit unendlicher Energie versehenen Entstehungsvorgängen von Galaxien und interstellaren Nebeln, die dennoch in einer seltsam vertrauten Weise harmonische Wellenlängen-Mischungen produzieren, hat sie Ihre Vorstellung von diesen Naturereignissen mit ihrer Fluid Art in Bilder umgesetzt:
eine Technik, die sich besonders gut eignen sollte, um Formenvielfalt und Dynamik, gleichzeitig aber auch entsprechend der innewohnenden Gesetzmäßigkeit eine gewisse Harmonie abzubilden.
Hier nun ein Bild ihrer Serie, das ihre ganz persönliche Sicht auf die Geschehnisse im All widerspiegelt.
Kürzlich habe ich durch Zufall die Bilder von Paul Heiser gesehen, er fotografiert den Nachthimmel mit einer Canon EOS 700 Da und dem Objektiv APO 72/400, also mit einer etwas besser handhabbaren Ausrüstung als Hubble:
ISO: 1600, Lights: 30x120s 30x180s 6x300s, Darks: 30, Mond: 25%; Objektiv-Filter: L-Pro, Guide Scope: ZWO Mini 30mm ASI 120MC-S, Blende: 5,6, Flats: 60, Bias: 60, Software: Power Point, APP, Topaz.
Wenn man sich diese Liste anschaut, so sieht man, dass schon eine Reihe von Merkmalen der wissenschaftlichen Astrofotografie Einzug in den anspruchsvollen Amateur-Bereich gehalten hat. Neben den eigentlichen Bildern werden Dunkelbilder erzeugt, um interne Fehler zu korrigieren; dann gibt es weitere Korrekturen über Biasframes und Flatframes, also technisch schon sehr aufwändig gegenüber einer einfachen Aufnahme des Nachthimmels.
Nach all den Korrekturen und Verrechnungen kommt dann noch die komplexe Bildbearbeitung, die erst aus dem unspektakulären Bild des Nachthimmels den eigentlichen Gegenstand der Begierde herausschält, z.B. die Aufnahme einer Galaxie oder eines Emissionsnebels.
Paul hatte es diesmal auf den Dreiecksnebel M33 abgesehen (Spiralgalaxie mit einem Durchmesser von etwa 50.000–60.000 Lichtjahren, nach dem Andromedanebel und der Milchstraße das drittgrößte Objekt in der Lokalen Gruppe. Die Entfernung der Erde zu M 33 beträgt knapp drei Millionen Lichtjahre).
die Farbabstufungen von Petras Bild kommen dem M33 Bild von Paul doch ziemlich nahe!
Wie kann das sein?
Wie oben beschrieben greifen die Astronomen und die Astro-Fotografen zur besseren "Lesbarkeit" ihrer Bilder auf die Erkenntnisse der Biologie zurück. Die (willkürliche) Übersetzung der von den angeregten Elementen ausgesandten Spektrallinien in Rot, Blau und Grün entspricht eben den Absorptionsmaxima unserer Zäpfchen in unserem Auge, so dass wir die bestmögliche Auflösung bekommen.
Genau so verfahren Künstler, auch sie arbeiten bevorzugt mit den Farbtönen, für die wir eine sehr hohe Empfindlichkeit haben.
Somit ist die Ähnlichkeit kein Zufall, beide Gruppen streben an, dass wir ihre Werke bestmöglich wahrnehmen können.
Dass hierbei auf beiden Seiten eine ganz charakteristische Ästhetik entsteht, ist für mich dennoch verblüffend, offensichtlich werden über die Farb-Erkennung hinaus auch in unserem Gehirn bestimmte "natürliche" Muster als schön wahrgenommen. Diese Muster scheinen in der kleinen uns direkt umgebenden Welt und in der großen Welt der Galaxien ähnlich zu sein.
Durch diese nach wie vor etwas geheimnisvolle Brücke wird die Welt der Galaxien für uns persönlich erfahrbar.